Wer einen Urlaub zu Wasser macht, wird früher oder später nicht drum herum kommen auch mal die ein oder andere Schleuse passieren zu müssen. Gerade Bootsneulinge bekommen hier gerne mal schwitzige Hände, denn das richtige Schleusen will auch gelernt sein.

Aber keine Panik auf der Titanic – die Crew von NavShip verrät euch, was ihr beachten müsst.

Der Bau von Schleusen hat eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter wurden künstliche Wasserkanäle angelegt, um das Transportieren von Waren auf dem Wasserweg zu erleichtern. Eine Schleuse wurde dann errichtet, wenn zwei Wasserflächen – bspw. Flüsse und Seen – unterschiedlicher Spiegelhöhe miteinander verbunden werden mussten. Ein ganz bekanntes und klassisches Beispiel ist der Canal du Midi. Dieser wurde im 17. Jhd. erbaut und verbindet noch heute den Atlantik mit dem Mittelmeer.

Das Aufkommen von Schleusen ist je nach Fahrgebiet sehr unterschiedlich. In manchen Revieren eine seltene Attraktion, in anderen wiederum fast schon ein nerviges Übel. Das Grundprinzip des Schleusenvorgangs ist immer gleich, jedoch gilt es zu beachten dass es verschiedene Arten gibt. Zu nennen die hier die manuellen, elektrischen oder automatisch betriebenen Schleusen.

Auch vor Schleusen macht die Automatisierung keinen Halt, aber es gibt trotzdem immer noch eine Vielzahl, die handbetrieben werden. Vor allem auf den etwas weniger befahrenen Wasserstraßen befinden sich noch selbstzubedienende Schleusen. Die meisten werden von Schleusenwärtern betrieben. Diese erfreuen sich aber natürlich immer über die Unterstützung der Bootskapitäne während des Schleusenvorgangs.

Besonders auf größeren Wasserstraßen werden mittlerweile immer mehr elektrische Schleusen eingesetzt. Dies führt oftmals dazu, dass ein Schleusenwärter nun für mehrere Schleusen gleichzeitig zuständig ist und dies kann unter Umständen zu kurzen Wartezeiten führen.

Elektrische Schleusen ohne Wärter, die automatischen Schleusen, sind überwiegend auf größeren Flüssen zu finden. Aktiviert werden diese über ein stangenförmiges und kabelgebundenes Meldegerät über den Wasserweg, oder ein am Ufer befindliches Meldesystem.

Unterstützung erhaltet ihr natürlich auch von unserer NavShip App. Befindet sich eine Schleuse auf eurer geplanten Route, kann diese mit einem Klick ausgewählt werden und ihr bekommt zusätzliche Informationen angezeigt. Hier seht ihr den entsprechenden Funkkanal und auch eine Telefonnummer (falls verfügbar). Mit einem Klick auf den Telefon-Button, könnt ihr direkt bei der Schleuse anrufen. Habt keine Scheu diese Möglichkeit auch zu nutzen. Die Schleusenwärter helfen euch gerne weiter. Vor allem, wenn ihr Neulinge seid.

Anmeldung an der Schleuse

Sofern es sich nicht um eine Automatik- bzw. Selbstbedienungsschleuse handelt, muss man sich entsprechend anmelden. Dies ist möglich durch: UKW-Seefunk, Telefon, Schallzeichen, Anlegen im Wartebereich oder eine vor Ort befindliche Meldestelle.

Einfahrt in die Schleuse

Sind die Tore vollständig geöffnet und die Lichter stehen auf grün (sofern eine Ampel vorhanden ist), ist die Einfahrt möglich. Fahrt nun langsam ein und legt so weit wie möglich von den Toren entfernt an. Seid ihr das einzige Boot, bleibt am besten in der Mitte der Schleusenkammer.

Aufwärtsschleusen

  1. Wenn eine Schleuse erreicht wird, begeben sich ein oder mehrere Mitglieder der Besatzung an Land und gehen bis zur Schleuse.
  2. Die Leinen werden vom Boot aus zu den Crewmitgliedern an Land geworfen (die vordere Leine zuerst). Die an Land befindlichen Crewmitglieder legen die Leinen um die Poller und reichen sie an die Besatzung auf dem Boot zurück.
  3. Diese müssen nun die Leinen festhalten. Wichtig: nicht um die Hand oder andere Gliedmaßen wickeln oder am Boot befestigen, da sonst eine hohe Verletzungsgefahr besteht.
  4. Die Schleusentore werden geschlossen und durch die Öffnung von Ventilen füllt sich die Schleuse mit Wasser.
  5. Die an Bord befindlichen Besatzungsmitglieder müssen während dem Befüllen darauf achten, dass die Leinen mit dem Ansteigen des Wassers gespannt bleiben. So wird sichergestellt, dass das Boot ruhig liegen bleibt.
  6. Wenn das Wasserniveau ausgeglichen ist, werden die oberen Tore der Schleuse geöffnet und die Leinen können an Board geholt werden. Das Boot kann nun langsam aus der Schleuse fahren.

Abwärtsschleusen

  1. Nachdem das Boot vollkommen in die Schleuse eingefahren ist und zum Stillstand gekommen ist, können die Leinen um die Poller gelegt werden. Wichtig: erst die vordere Leine und im Anschluss die hintere Leine anlegen.
  2. Wie auch beim Aufwärtsschleusen gilt hier: die Leinen nicht um die Hände oder andere Gliedmaßen wickeln, da sonst ein hohes Unfalls- und Verletzungsrisiko besteht.
  3. Das hintere Schleusentor wird nun geschlossen. Die unteren Ventile des Schleusentors werden geöffnet und das Wasser läuft entsprechend ab.
  4. Es muss während des Vorgangs stehts darauf geachtet werden, dass immer genug aber nicht zu viel Leine nachgegeben wird. Das Boot sollte auch nie zu sehr an die Schleusenwand driften.
  5. Wenn das Wasserniveau angepasst ist, öffnen sich die unteren Schleusentore.
  6. Die Leinen können nun eingeholt und das Boot langsam aus der Schleuse hinausgefahren werden.

Ausfahrt aus der Schleuse

Wartet immer bis die Schleuse voll ist beziehungsweise der Absenkvorgang beendet ist. Im Anschluss öffnet das Crewmitglied an Land oder der Schleusenwärter das Tor und gibt die Leinen zurück ins Boot. Ist die gesamte Mannschaft wieder an Bord, fahren Sie langsam aus.

Was gibt es sonst noch so?

In den meisten Schleusen werden mehrere Sportboote gleichzeitig geschleust. Dies ermöglicht den Austausch mit anderen Bootsfahrern und ihr könnt euch über die Region, nette Häfen oder ein paar Geheimtipps austauschen.

Pro-Tipp eines Nutzers: Immer ein Messer dabei haben. Nicht jeder Schleusenvorgang läuft – selbst in derselben Schleuse an derselben Stelle – gleich ab. Wenn sich doch mal eine Leine verklemmt oder man sie zu kurz gewählt hat und man den Knoten nicht rechtzeitig lösen kann, drohen große Schäden am Boot und an der Schleuse selbst. Mit einem Messer bekommt man die Leine in wenigen Sekunden gelöst.

Weitere Tipps: Wenn es keine separate Schleuse für Sportboote gibt, fahrt ihr mit der Großschifffahrt ein. Diese hat sowohl beim Ein- als auch beim Ausfahren immer Vorrang. Achtet vor allem auch immer auf einen sicheren Abstand zum Schraubenwasser des Berufsschiffes. Springt niemals vom Schleusenufer aus auf das Boot und befolgt immer die Anweisung eines Schleusenwärters, sofern ein solcher vorhanden ist.


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