Für alle Eventualitäten gewappnet

Veröffentlicht von NavShip Team am

Wir planen eine kleine Lahntour von Limburg nach Koblenz mit einem schnelleren Motorboot. Die Streckenlänge beträgt ca. 72 Kilometer, wenn unser Boot also 50 Kilometer pro Stunde fährt, sollte man doch problemlos in anderthalb Stunden die Strecke runtergefahren sein?

So denkt vielleicht der ein oder andere Neuling. Ins Boot setzen, Motor anwerfen, losfahren und ankommen. Spätestens, wenn man sich der ersten Schleuse nähert, die gerade ihre Tore für die Bergabschleusung schließt, stellt man seinen ersten Fehler bei der Kalkulation fest. Und von Limburg nach Koblenz muss man zwölf Schleusen passieren.

Rechnet man hier großzügig eine halbe Stunde pro Vorgang ein, sammeln sich bereits sechs Stunden, in denen man gar keine Fahrt durchs Wasser macht. Na gut, sagt sich der Neuling. Dann habe ich eben anderthalb Stunden zu fahren, sechs Stunden zu warten. Dann bin ich in siebeneinhalb Stunden in Koblenz.

Zwei weitere Dinge fließen wortwörtlich in die weitere Kalkulation mit ein: Die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit für das Gewässer und seine eigentliche Fließgeschwindigkeit. Erstere beträgt auf der Lahn 12 km/h, zweitere kann man vernachlässigen, da das Boot ohnehin schneller als die zulässige Geschwindigkeit ist und wir ja die Lahn zu Tal befahren möchten. Dennoch wird das die Euphorie des Neulings bremsen, denn 12 km/h sind nicht 50 km/h und damit benötigt man – sofern man sich überall an die Regeln hält – schon mal fünfeinhalb Stunden für die alleinige Fahrt. Mit den sechs Stunden für die Schleusungen erhalten wir elfeinhalb Stunden Gesamtfahrzeit. Das liegt ja schon beachtlich über der Anfangskalkulation von anderthalb Stunden. Hinzu kommen noch schwer planbare Ereignisse, z.B. lokale Sperrungen oder Schleusenausfälle.

NavShip berücksichtigt einen Großteil der planbaren Möglichkeiten*. Wenn wir z.B. mit einem Boot, das gerade so die 12 km/h schafft, die Lahn zu Berg von Koblenz nach Limburg fahren wollen, werden viele bereits die Strömung auf dem Schirm haben. Die Fahrt wird dann keineswegs nur zwölf Stunden dauern. Wir haben einerseits zu Beginn den Rhein, der mit 6 km/h fließt, wir schaffen Koblenz – Lahnstein also auch nur mit 6 km/h. Im weiteren Verlauf fahren wir gegen die Strömung nach Limburg und machen 9 km/h Fahrt ggü. dem Ufer. Wir benötigen also hier schon mal zwei bis drei ganze Stunden mehr. Wenn man das nicht auf dem Schirm hat und zu spät in Koblenz losgefahren ist, kommt man erst nach Einbruch der Dunkelheit in Limburg an.

Für alle Eventualitäten gibt NavShip somit eine realistische Prognose ab.

* Die Höchstgeschwindigkeit berücksichtigt NavShip im neusten Update (1.14.2. für iOS und 1.32.1 für Android).


1 Kommentar

Hamacher Karl-Heinz · 30. März 2021 um 8:56

Oh ja, zum Thema Fließgeschwindigkeit auf Flüssen kann ich einen netten Beitrag liefern.
In der 2020er Saison sind meine Frau und ich mit unserer „La Palma“ (Verdränger, 9 Meter, 6 Tonnen, Diesel 44 PS, ca. 40 Jahre alt, meine Frau und ich Normalgewichtig [auf diese Anmerkung legt meine Frau besonderen Wert in diesem Zusammenhang]) von Wessem (NL) über die Maas, den Maas-Waal-Kanal hinauf bis Nimwegen (3 Stunden Wartezeit an der Schleuse) gefahren. Ach, was waren die Maas und der Kanal herrlich strömungsfrei und ruhig. Geplant war dann (rechts abbiegend) zu Berg bis zum Abzweig Richtung Arnhem/Zwolle. Das sind etwa 20 Kilometer. Mit dem Auto wären das 10-15 Minuten, mit dem Fahrrad eine, zu Fuß drei Stunden gewesen. Mit der „La Palma“ war das unerreichbar.
In der Schleuse hatte uns ein freundlicher Berufsschiffer (ja, auch diese Sorte gibt es) darauf aufmerksam gemacht, dass „der Strom“ stark sei. Er sprach von sieben km/h. So etwas nimmt man natürlich in Vorfreude auf die erste Tour auf dem Rhein bestenfalls am Rande zur Kenntnis.
Also: abenteuerlich die Seite gewechselt (warum man mit einem Sportboot auf der Backbordseite fahren muss, hat sich mir bis heute nicht erschlossen) und umgeben von großen (sehr großen) Berufsschiffen das Steuerrad immer fester gehalten. Es kommen in einem solchen Moment viele Eindrücke auf einen zu. Aus meiner leichten Verkrampfung wurde ich schnell gerissen, als meine Frau rief: „Guck mal, die Tonne geht gar nicht weg!“
Da war eine Begrenzungstonne durch die offene Türe zu sehen, die einfach nicht vorüberzog. Jetzt kommt „NavShip“ ins Spiel. Ein Blick auf den „Tacho“ zeige ein bis zwei km/h. Da nutze es auch nichts, mehr und mehr Gas zu geben. Der Motor wurde laut und lauter – die Geschwindigkeit blieb gleich.
Gewendet und über Tiel zurück auf die herrlich beschauliche Maas zum Haaringsvliet, wo wir einen schönen Urlaub ohne jede Strömung verbracht habe.
Zu erwähnen sei noch, dass wir nach der Wende mit stolzen 11-12 km/h über den Rhein Richtung Nordsee gerast sind…

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